Fragen an Frei, Fair und Lebendig
Der Versuch eines digitalen Zwillings des Commoning
Als begeisterter Commoner und Softwarearchitekt stellt sich für mich die Frage, wie wir die Werte des Commoning – wie Gemeinschaft, Vertrauen und Nachhaltigkeit – in die digitale Welt übertragen können. Dieser Artikel nimmt dich mit auf die Reise, wie aus der Philosophie des Buches "Frei, Fair und Lebendig" von Silke Helfrich und David Bollier ein digitaler Zwilling für gemeinschaftliches Handeln entstanden ist – und warum es für Commoner wichtig ist, einen eigenen Raum zu schaffen, der frei vom "Knowledge Bias" kommerzieller Denkmuster ist.
In diesem Artikel erzähle ich, wie ich einen Chatbot für das Buch 'Frei, Fair und Lebendig' erstellt habe. Erfahre, über meine Motive, Herausforderungen und Erkenntnisse, wie wir den Geist des Commoning in die digitale Welt überträgen können.
Was ist Commoning?
Menschen organisieren sich auf Augenhöhe, um miteinander gut auszukommen sowie selbstbestimmt Nützliches für sich und andere herzustellen.
Aus Kartenset: Mustersprache des Commoning
Was ist der digitale Zwilling des Commoning?
Als Softwareprogrammierer begeistern mich diese vielfältigen Methoden des Commoning. Es sind alles Anwendungen, die ich sofort in Software gießen möchte. Aber als erstes musste ich mit hierfür die Frage stellen, wie wir den Geist des Commoning überhaupt Digital fassen können. Also beginnen wollte ich einfach mit der Frage an diesen Volksmund ChatGPT:
Ist das die Sprache des Commoning?
Diese Antworten des Chatbots kam mir sehr merkwürdig vor. Es werden viele Begriffe verwendet, die nicht dem Vokabular des Commoning entsprechen, eher aus einer kommerziellen und politischen Denkweise kommen. Einige Antworten konnte ich gar nicht mit Commoning in Beziehung bringen.
Es liegt an den Textkorpora, auf denen diese Large Lange Modelle basieren. Diese werden undifferenziert aus dem Internet gezogen und diesen Wissens-Verzerrung verursachen. Es wurde mir klar, dass ich eine Lösung finden musste, um den Geist des Commoning digital authentisch abzubilden.
Meine Lösung: Ein RAG-System mit vertrauenswürdigem Textkorpus
Um den Knowledge Bias zu umgehen, entschied ich mich, einen Chatbot zu entwickeln, der auf der Architektur eines RAG-System (Retrieval Augmented Generation) basiert. Der entscheidende Unterschied zu einem GPT: Ich konnte den Textkorpus selbst definieren, denen ich auch vertraue. So konnte ich sicherstellen, dass die Antworten des Chatbots die Werte des Commoning authentisch widerspiegeln.
Chatbot mit dem Text meines Vertrauens
Und da gibt es ein Hauptwerk des Commoning "Frei Fair und Lebendig" von der Silke Helfrich und David Bollier, für dieses Werk entschloss ich mich als ich den Textkorpus für meinen Chatbot auswählte.
Obwohl der Chatbot nur Fragen über den Inhalt des Buches spezifisch beantworten kann, verwendet er das mächtige Sprachmodell von OpenAI als Übersetzer und Textverfasser. Das bietet einen besonderen Vorteil: Der Chatbot kann sich an verschiedene kulturelle Kontexte der Anwender anpassen, sei es für Kinder, Sprachlernende oder sogar für andere Sprachen wie Italienisch. Dies ermöglicht es, die wertvollen Inhalte des Buches einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Zum Beispiel einfach im Chat eingeben: "Ich bin 8, kannst du mir bitte die Antwort so formulieren, dass auch ich sie verstehen kann?"
Link zu dem Chatbot: https://app.bcommonslab.org/FreiFairLebendig
Ansicht des Chatbots mit einigen Fragen und Antworten.
Frage an meinen Chatbot: Was sind die Werte des Commoning?
Mich interessierte es ja, die Frage nach dem Digitalen Zwilling, in der Sprache des Commoning zu beantworten, jedoch wird dieses Thema im Buch nicht behandelt. Deshalb verwendete ich jetzt eine empirische Brücke, meine Erfahrung als Softwarearchitekt und Humanist, um diese Botschaft des Commoning in einen digitalen Kontext zu stellen. Zunächst befragte ich meinen Chatbot, um die Werte des Commoning zu ergründen.
Frage: Was sind denn die wichtigsten Werte des Commoning?
Antwort:
- Gemeinschaft: Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung.
- Vertrauen: Vertrauen in die Fähigkeiten und Absichten der anderen Beteiligten.
- Gegenseitigkeit: Geben und Nehmen in einem ausgewogenen Verhältnis.
- Nachhaltigkeit: Verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen.
- Inklusion: Einbeziehung und Wertschätzung vielfältiger Perspektiven und Beiträge.
Chat mit Frei Fair & Lebendig
Mit meiner Erfahrung als Software-Architekt habe ich dieser Antwort in den Digitalen Kontext reflektiert. Damit konnte ich mir selbst meine ursprüngliche Frage zum "digitalen Zwilling des Commoning" beantworten.
Frage an mich
Frage: Was ist denn der Digitale Zwilling des Commoning?
Antwort:
- Gemeinschaft: Ein digitaler Ausdruck unserer Verbundenheit – geschaffen von Menschen für Menschen.
- Vertrauen: Quellen mit menschlicher Identität – ein Vertrauensvorschuss, der Verbundenheit fördert.
- Gegenseitigkeit: Ein Vermittler von Ideen und Gedanken – eine Einladung zur bedingungslosen Zusammenarbeit.
- Nachhaltigkeit: Wir sind das Netzwerk – ein bewusster Umgang mit uns selbst und unseren Ressourcen.
- Inklusion: Jede*r kann beitragen – mit Wertschätzung für die Vielfalt der Perspektiven und Erfahrungen.
Und somit erhielt ich eine ganz andere Antwort als die ursprüngliche vom ChatGPT. Das ist jetzt meine empirische Antwort, aber dieser vertraue ich jetzt mehr als einem globalen Textkorpus.
Open Source
Falls du Interesse hast dir die Funktionsweise der Anwendung genauer anzusehen und selbst daran herumzubasteln, steht dir diese Möglichkeit auch zur Verfügung:
https://github.com/bCommonsLAB/ChatWithFreiFairLebendig
Hier kannst du den Chatbot ausprobieren:
https://app.bcommonslab.org/FreiFairLebendig
Call To Action
Wie wäre es, wenn wir weitere Texte zum Thema Commoning in diesen Chatbot integrieren? Hättest du Interesse, wissenschaftliche Texte unter Creative Commons-Lizenz in ein gemeinsames Verzeichnis einzubringen? In allen Sprachen der Welt? Zusammen könnten wir unser Wissen erweitern und ein umfassendes Archiv aufbauen.
