Die Agentin der Verbundenheit
Ein Paradigmenwechsel in der digitalen Interaktion
Als die jüngste Ausgabe des „Ecosocial Design Partner Forum“ an der Universität Bozen begann – einer Veranstaltung, bei der Studierende mit externen Partnern zusammenkommen, um praxisnahe Projekte zur sozial-ökologischen Transformation zu entwickeln –, tickte unerbittlich eine Drei-Minuten-Uhr. Im Raum saßen Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern, viele davon Erasmus-Studierende, die selbst erst wenige Tage zuvor in Bozen angekommen waren. Ich hatte die Gelegenheit, meine Vision der „Agentin der Verbundenheit“ vorzustellen – ein Konzept, das auf einer einfachen, aber tiefgreifenden Erkenntnis beruht: Unsere Bedürfnisse können wir nur gemeinsam erfüllen.
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Was ist die Agentin der Verbundenheit?
Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade in Bozen angekommen. Sie kommen aus der Türkei und bringen einige Lieblingsrezepte Ihrer Großmutter mit. Sie möchten Ihre neue Umgebung wirklich kennenlernen und suchen ein WG-Zimmer bei jemandem, der offen für andere Kulturen ist. Außerdem würden Sie gerne Orte entdecken, an denen man lokale Bräuche erleben kann, vielleicht auch endlich Fahrradfahren lernen – was zu Hause schwierig war – und nette Leute treffen, mit denen Sie sich austauschen können. Bisher hätten Sie dafür vermutlich Online-Portale genutzt, die oft anonym und unpersönlich sind.

Jetzt unterstützt Sie die „Agentin der Verbundenheit“. Aurora fragt Sie nicht, welche Produkte Sie kaufen wollen, sondern was Sie im Alltag wirklich brauchen und welche Fähigkeiten oder Ideen Sie selbst einbringen möchten. Dann geschieht dieser magische Moment: Eine Studentin namens Maria sucht eine Mitbewohnerin und freut sich darauf, neue Gerichte auszuprobieren. Thomas aus einem lokalen Fahrradverein bietet kostenlose Fahrstunden am Wochenende an. Außerdem weist Aurora auf eine offene Kulturveranstaltung in der Nähe hin, bei der Sie lokale Künstler persönlich kennenlernen können.
Die Reaktion im Partner Forum
Genau dieses Szenario berührte viele der anwesenden Erasmus-Studierenden. Sie waren selbst erst kurz in Bozen und fühlten sich an ihre eigenen Wünsche und Unsicherheiten erinnert. Für mich war das ein wunderschöner Erfolgsmoment: Meine fiktive Geschichte traf genau die Gefühle dieser jungen Menschen, die sich in ihrer Neugier und neuen Situation erkannt haben.

Wie funktioniert Aurora?
Die Agentin der Verbundenheit ist eine digitale Begleiterin, die ausschließlich auf Ihrem eigenen Gerät läuft. Die künstliche Intelligenz „Aurora“ unterstützt Sie darin, Ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und passende Verbindungen zu Ihrer Umgebung herzustellen. Aurora wird als momentan als Prototyp entwickelt. Sie nutzt öffentlich zugängliche Informationen sowie – sofern Sie es erlauben – Empfehlungen aus Ihrem vertrauenswürdigen Netzwerk. Sie arbeitet dezentral, unabhängig und nicht-kommerziell. So entsteht nach und nach ein geteiltes Wissen über Orte, Menschen und Möglichkeiten in Ihrer Umgebung – getragen von Vertrauen, nicht von Algorithmen.
Wie nutze ich Aurora im Alltag?
Die Nutzung der Agentin beginnt mit einem einfachen, persönlichen Dialog – als Chat oder auch gesprochen. Aurora begrüßt Sie freundlich und lädt Sie ein, über das zu sprechen, was Ihnen wirklich wichtig ist: Ihre Interessen, Bedürfnisse oder Träume. Im Gespräch hilft sie Ihnen, Ihre Gedanken zu ordnen und besser zu verstehen, was Sie im Moment brauchen – und was Sie anderen geben können.
Anschließend macht Aurora Ihnen Vorschläge: Sie sucht gezielt nach passenden Menschen, Initiativen oder Gruppen in Ihrer Umgebung – entweder über öffentliche, vertrauenswürdige Quellen im Internet oder durch Empfehlungen von Menschen und Organisationen, denen Sie selbst vertrauen.

Wichtig ist: Sie bleiben in jeder Phase die Entscheidende. Aurora fragt immer nach Ihrem Feedback. Sie erklärt Ihnen transparent, warum sie Ihnen einen bestimmten Kontakt oder eine bestimmte Gelegenheit vorschlägt. Sie allein entscheiden, ob das für Sie passt oder nicht, ob Sie die Verbindung eingehen wollen – und mit wem. Auch welche Informationsquellen Aurora überhaupt nutzen darf, bestimmen Sie selbst.
So unterstützt Sie Aurora dabei, mit Ihrer Umgebung in Resonanz zu treten – ohne Kontrolle von außen, sondern auf Basis von Vertrauen, Selbstbestimmung und einem offenen Dialog.
Vertrauen in mich durch Resonanz mit der Wirklichkeit?
Aurora vergleicht Ihre persönlichen Beobachtungen direkt auf Ihrem Rechner mit verlässlichem Wissen aus wissenschaftlichen Artikeln, anerkannten Informationsplattformen und lokalen Institutionen. So hilft sie Ihnen, mögliche Falschinformationen zu durchschauen und eine fundierte Sicht auf die Wirklichkeit zu gewinnen. Doch Sie sind dabei nicht allein: Auch andere Menschen in Ihrem Netzwerk steuern ihre Erfahrungen und Erkenntnisse bei. Gemeinsam entsteht ein breiteres Bild der Realität – nicht nur eine individuelle Meinung, sondern ein gemeinschaftlich geteiltes Verständnis.
Vertrauen entsteht dabei weder durch Technik allein noch durch vereinzelte Recherchen. Es wächst aus dem Zusammenspiel von persönlicher Erfahrung, geprüftem Wissen und dem kollektiven Austausch. Indem wir uns gegenseitig unterstützen, erhalten wir ein realistischeres, gemeinschaftlich getragenes Bild unserer Welt.
Privatsphäre und vertrauensvolle Räume
Die Agentin arbeitet mit einem Raumkonzept, das Vertrauen stärkt und Orientierung gibt. Jeder Raum steht für eine eigene technologische Umgebung – mit klarer Funktion und Schutzlevel.
Ich-Raum
Ihr persönlicher, besonders geschützter Bereich. Alles, was Sie hier äußern – Ihre Gefühle, Bedürfnisse, Zweifel – bleibt ausschließlich auf Ihrem Gerät. Diese Umgebung ist entscheidend dafür, dass Sie sich öffnen und mit Ihren echten Grundbedürfnissen in Kontakt kommen können.
Uns-Raum
Der öffentliche Begegnungsraum. Hier begegnen sich Menschen zum ersten Mal – ähnlich wie in einem digitalen Café oder auf einem Marktplatz. Der Umgang ist höflich und respektvoll. Dieser Raum ist technologisch offen gestaltet, um spontane, niedrigschwellige Begegnungen zu ermöglichen – ganz ohne, dass sensible Informationen preisgegeben werden. Man lernt sich kennen – aber vorsichtig und mit Distanz.
Wir-Raum
Dieser Raum entsteht nur dann, wenn beide Seiten ausdrücklich zustimmen, Vertrauen zueinander aufgebaut haben und bereit sind, sich tiefer auszutauschen. Hier können gemeinsame Vorhaben entstehen, persönliche Daten bewusst geteilt und Beziehungen vertieft werden. Technologisch ist dieser Raum besonders geschützt und erlaubt eine individuell abgestimmte Zusammenarbeit.
Das Interface der Agentin ist so gestaltet, dass Sie jederzeit intuitiv erkennen können, in welchem Raum Sie sich gerade befinden – und welches Verhalten, welche Sprache und welche Offenheit dort passend sind. So wird Vertrauen nicht nur geschützt, sondern aktiv gepflegt – gegenüber sich selbst und gegenüber anderen.

Die Kraft echter Verbindung
Gerade in Zeiten des Wandels – beim Umzug, im Neuanfang oder auf der Suche nach Zugehörigkeit – kann die Agentin entscheidend sein. Denn sie hilft, nicht nur oberflächliche Kontakte zu knüpfen, sondern Resonanz mit anderen Menschen zu erleben.
Aurora unterstützt dabei, digitale Begegnungen in greifbare Erfahrungen und Beziehungen zu verwandeln. So durchbricht sie die Vereinzelung, die durch Social-Media-Algorithmen oft unbemerkt entsteht.
Was sie besonders macht: Sie ermöglicht Ihnen, aus einem inneren Bedürfnis heraus aktiv zu werden – nicht nur Empfängerin, sondern Mitgestalterin echter Gemeinschaft zu sein. Genau das ist der Moment, in dem aus Verbindung Veränderung wird. Nicht die Technik verändert die Welt – sondern die Menschen, die durch sie zueinanderfinden.
Technologie für das Gemeinsame
Die Agentin basiert auf dem Prinzip des Teilens – von Wissen, Verantwortung und Möglichkeiten. Ihr Fundament ist das Konzept der Commons: gemeinschaftlich getragene Ressourcen, die nicht besessen, sondern gepflegt werden – von allen, für alle. Wie bei einem Gemeinschaftsgarten oder einem freien Wissensprojekt wie Wikipedia bringen viele etwas ein – Erfahrungen, Kontakte, Ideen – und alle profitieren davon.

Aurora unterstützt diese Praxis, indem sie hilft, sich mit Menschen zu vernetzen, die ähnliche Werte leben. Gleichzeitig lädt sie Sie ein, selbst Teil des Ganzen zu werden: als Gestalterin Ihres digitalen Umfelds und als aktiver Teil einer lebendigen Kultur des Teilens. So entsteht ein digitales Miteinander, das auf Vertrauen, Offenheit und echter Beteiligung beruht – und nicht auf Kontrolle, Konkurrenz oder Kommerz.
Wie unterscheidet sich die Agentin von sozialen Medien?
Instagram, TikTok, Facebook – sie alle wurden entwickelt, um unsere Aufmerksamkeit möglichst lange zu binden. Diese Plattformen analysieren unser Verhalten, speichern unsere Daten zentral und bestimmen über Algorithmen, was wir sehen sollen. Dabei entsteht ein Raum, der uns suggeriert, ständig vernetzt zu sein – und doch fühlen sich viele darin zunehmend allein. Dieses Paradoxon – digital verbunden, aber innerlich isoliert – zeigt, dass wir eine andere Art von Technologie brauchen.

Die Agentin der Verbundenheit geht bewusst einen anderen Weg. Sie hat keine zentrale Datenbank, verfolgt keine Werbeziele und misst ihren Erfolg nicht an Klicks, sondern an echten Begegnungen. Sie fragt nicht, was Sie posten wollen, sondern was Sie wirklich brauchen – und was Sie mit anderen teilen möchten.
Statt Sie in endlose Feeds zu ziehen, hilft sie Ihnen, sich selbst zu spüren, mit anderen in Resonanz zu treten – und im echten Leben anzukommen.
Transformation abgeschlossen – Mission erfüllt
Die Agentin ist ein Werkzeug – nicht mehr und nicht weniger. Sie wird entwickelt, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen, Vertrauen in sich selbst zu gewinnen und tragfähige Beziehungen aufzubauen.Solange diese Prozesse ungewohnt sind, hilft sie, Orientierung zu geben – wie ein Werkzeug zum Üben. Mit der Zeit wächst die eigene Sicherheit: Man weiß, wie man sich ausdrückt, wie man auf andere zugeht, wie man sich organisiert.
Dann verliert die Agentin an Bedeutung – nicht, weil sie versagt, sondern weil sie erfolgreich war. Am Ende bleibt das, was zählt: Menschen, die sich selbst und gegenseitig genug vertrauen, um ihre Verbundenheit eigenständig zu gestalten – digital unterstützt, aber analog verankert.

Interessiert dich dieses Konzept?
Möchtest du daran mitarbeiten, es in deinem Umfeld ausprobieren und weiterentwickeln? Dann melde dich – ich freue mich auf den Austausch.